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Das Museum im Wasserwerk Friedrichshagen…

…war an diesem herrlichen Frühlingstag im März das Ziel der Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Quartier an der Mehrower Allee. Die Nachbarschaftshelferinnen hatten diesen interessanten Ort ausgesucht und alles Nötige vorab organisiert. 20 Seniorinnen und Senioren trafen sich gut gelaunt und hatten nach einer guten Stunde Busfahrt das idyllisch am Ufer des Müggelsees gelegene Museum, das sich in einem Teil des stillgelegten Wasserwerks Friedrichshagen befindet, erreicht.

Das erste, was ihnen in den Räumen auffiel, waren Baumstämme, die an der Decke hingen. Sie sahen aus wie einfach aus dem Wald geholt, grob die Zweige entfernt und hier aufgehängt - zu welchem Zweck in einem Wasserwerk? Die nette Museumsführerin klärte auf: sie sind Teil der historischen Zeugnisse zur Geschichte der Wasserversorgung und Stadtentwässerung Berlins, die hier seit 1987 gesammelt und ausgestellt werden. Es sind nämlich die ersten Wasserleitungen - ausgehöhlte Baumstämme - die in der Erde versenkt, teilweise sogar in Sumpfgelände, so gut wie ewig hielten und nicht kaputt gingen. Das war der erste Aha-Effekt von vielen, die folgen sollten.

So führte die Tour durch die Geschichte der Wasserversorgung Berlins. Es begann mit den entsetzlichen hygienischen Zuständen des 18. Jahrhunderts, als man in Berlin anfing, sich Gedanken um den Gesundheitszustand seiner Bewohnerinnen und Bewohner zu machen. Denn damals lebten die Einwohner zu zehnt in kleinen Zimmern der Mietskasernen, schöpften ihr Trinkwasser aus dem einzigen Brunnen auf dem Hof, der meistens genau neben dem Abort stand. Es grassierten die schlimmsten Krankheiten, und der Seuchen wurde man nicht mehr Herr.

So ging das Wasserwerk Friedrichshagen 1893 als drittes städtisches Wasserwerk in Betrieb. Es war damals das größte und modernste Werk Europas. Man hatte sich das Know-how aus England geholt und ebenso mit Henry Gill einen absoluten Fachmann. Dann musste man nur noch die Berliner überzeugen, das Wasser aus den modernen Leitungen auch zu nutzen, was nicht ganz einfach war und an die 10 Jahre dauerte. Aber selbst damit wurden die Krankheiten nicht weniger, und so vergingen noch einmal viele Jahre, bis man ein ausgeklügeltes und effektives Abwassersystem entwickelt und realisiert hatte. Erst dann fand eine der schlimmsten Krankheitsperioden Berlins ihr Ende. Das heute in Berlins Erde liegende Netz von Trink- und Abwasserrohren ist so lang, das es den Erdball bis zur Hälfte umspannen würde, würde man sie alle aneinander legen.

Mit vielen geschichtlichen und technischen Details wartete die freundliche Museumsmitarbeiterin auf, und so vergingen statt der eingeplanten einen fast zwei Stunden wie im Flug, in denen die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer mehrmals ins Staunen kamen. Zum Schluss ließ sie die großen Schöpfmaschinen aus dem Jahr 1893 anlaufen, und nun versank man völlig in der Zeit der großen technischen Erfindungen und Bauten des letzten und vorletzten Jahrhunderts.

Dieser Besuch hat sich gelohnt und ist durchaus weiter zu empfehlen, darüber waren sich alle einig.


Text und Foto: Sabine Schwarz, Nachbarschaftshelferin